Karibiktörn 2006

Martinique/Le Marin - St. Lucia/Marigot Bay

Am Sonntag war es dann soweit: endlich ablegen und wieder einmal Wasser und Wind im Gesicht spüren. Das Frühstück nahmen wir in einem Lokal im Hafen ein. Die letzte Besprechung vor dem Ablegen.

Beim Frühstück im Hafen von Le Marin

Skipper Cumbo startete die beiden Motoren, die Heckleinen wurden losgemacht nachdem wir den Moter ca. 15 Minuten warm laufen ließen und wir tuckerten langsam Richtung Muringboje um den Palstek zu lösen. Der Wind pfiff uns erwartungsvoll mit 5 Beaufort entgegen und wir erfüllten seine Erwartungen. Irgendwie ging der Knoten nicht schnell genug auf, der Wind kam nicht genau veraus, sondern leicht von backbord, und schon trieben wir langsam auf das Boot neben uns zu. Die Handhabung des Bootes ging doch nicht gleich in Fleisch und Blut über und bevor wir uns versahen, hatten wir schon eine Festmacherleine zwischen Kiel und Schraube. Obwohl ich noch so sehr darauf drängte den Steuerbordmotor auszukuppeln, dauerte es nur kurz, bis die Leine um die Welle gewickelt war. Man konnte sich ja nochmal den Hafen aus einer anderen Perspektive ansehen.

Der Hafen von Le Marin Der Hafen von Le Marin mit einer Bar Der Hafen von Le Marin mit einer Bar

Hilfe von der Basis war bald da, die Festmacherleine schnell durchschnitten und die »Idole« bald wieder auf Kurs Richtung Hafenausfahrt gebracht. Den ersten Aufreger hatten wir hinter uns, und so konnte es also ruhig weitergehen. Der letzte Blick retour auf den Hafen durch einen kleinen subtropischen Regenguss. Der Weg aus der Bucht ist nicht geradlinig aber sehr gut markiert und alle Seezeichen sind sogar richtig in den Karten eingezeichnet.

Blick zurück auf den Hafen von Le Marin Azrael am Bug der Idole bei der Ausfahrt aus dem Hafen Skipper Columbus am Steuer bei der Ausfahrt aus Le Marin

Irgendwie fühlte man bald, dass es nicht unbedingt eine gemütliche Überfahrt werden wird. Sobald wir die tiefe, gegen die Atlantikwellen geschützte Bucht verlassen hat, kamen wir schon voll in der Genuß einer etwas rauheren See. Der Wind blies mit mindestens 5 Beaufort, Spitzen bis 7 waren zu spüren und die Atlantikwellen rollten auch nur so dahin.

Neptun wollte uns offenbar daran erinnern, was wir sowieso nicht vergessen hätten: den Manöverschluck! Rum stand natürlich auch auf der Einkaufsliste und wurde auch geliefert. Ich hätte ihn zwar lieber mit irgendetwas anderem gemixt, aber was sollte man jetzt auf die Schnelle zusätzlich in die Flasche geben. Und ob es den Anderen Recht gewesen wäre, weiß ich auch nicht, also runter mit dem puren Rum. Neptun war doch nicht besänftigt, die Böen wurden eher stärker, die Wellen unangenehmer. Im Laufe der Überfahrt beugten sich zwei Drittel der Mannschaft über die Reling, ich eingeschlossen. War es doch der Rum?

Peter auf dem Vordeck liegend mit St. Lucia im Hintergrund Die Marigot Bay von St. Lucia Die Marigot Bay von St. Lucia

Die überfahrt von Le Marin in die Marigot Bay auf St. Lucia dauerte 6 Stunden. Da wir nur mit der Fock fuhren, nicht gerade optimal bei einem Katamaran, kamen wir gerade mal auf 6-8 Knoten Fahrt. Die Strecke betrug 34,1 Seemeilen. In der Marigot Bay angekommen, kamen wir natürlich zu spät zum Einklarieren und so genossen wir einfach die wunderschöne Bucht.

Peter auf dem Vordeck liegend mit St. Lucia im Hintergrund Die Marigot Bay von St. Lucia Die Marigot Bay von St. Lucia

In der Nacht wartete die nächste Überraschung auf uns. Columbus und ich schliefen an Deck in der Plicht, während die anderen Crewmitglieder in den Kajüten vor sich hinträumten. Es ging sich auch wunderbar aus, jeder der vier hatte eine Kajüte für sich. Wie so üblich bei den kleinen Antillen, fing es wieder einmal an zu regnen. Solange es normal regnete reichte das Bimini, das ist das Sonnendach, damit man nicht allzu viel davon mitbekommt. Öffnete der Himmel seine Schleusen ganz und fing es so richtig an zu schütten, das passierte aber immer nur kurz, half nur mehr der Tisch, unter dem ich meinen Schlafplatz hergerichtet hatte. Im Halbschlaf merkte ich das der Regen auf unser Schiff prasselte und Columbus seine Sachen zusammenpackte und Richtung Salon unterwegs war. Nachdem er das Licht eingeschaltet hatte dauerte es ein paar Sekunden.

ALARM!

Columbus überraschte einen Dieb, des sich in eine Ecke der Sitzbank kauerte. Schnell aufstehen war gar nicht so leicht! Ich versuchte mich unter dem Tisch aufzusetzen, erreichte dann aber meine Brillen nicht mehr, die auf dem Tisch lagen. Noch einmal zurückgelegt, die Brillen geschnappt und dann unter dem Tisch aus dem Schlafsack und rein zu Columbus. Vom Dieb keine Spur mehr! Gewandt schlüpfte er aus der offenen Luke und entwischte ins Wasser. Ein Platschen hörten wir natürlich nicht, nachdem es rund um uns herum nur so prasselte, und so waren wir uns nicht ganz sicher, ob er wirklich unseren Katamaran verlassen hat. Auf den ersten Blick verschwunden war die Geldbörse von Columbus und die Tasche mit den Schiffspapieren und den Reisepässen, die wir für das Einklarieren vorbereitet hatten. Glücklicherweise fanden wir alles auf dem Vordeck wieder, wo sie von unserem Einbrecher fein säuberlich aufgelegt waren, offenbar auf der Suche nach Bargeld. Es fehlten schließlich €250 aus Columbus" Geldbörse, alles Andere war wohl naß aber nicht verschwunden. Wir hatten eigentlich ein Riesenglück, denn wenn uns die Schiffspapiere oder Reisepässe abhanden gekommen wären, der Dieb hätte sie ja auch ins Wasser werfen können, hätte es wohl einen ziemlich verkürzten Törn gegeben.

Minuten später stellten wir fest, dass ein zweites Boot ebenfalls Opfer wurde. Die Crew kam offenbar vom Essen zurück, als sie bemerkten, dass bei ihnen eingebrochen worden war und alarmierten die Polizei. Ein Polizeiboot versuchte mit einem Nachtsichtgerät dem Täter auf die Spur zu kommen, hatte aber kein Glück dabei. Der Einbrecher verdrückte sich wohl so schnell wie möglich durch das Mangrovendickicht am Ufer und war damit in Sicherheit.

Der Rest der Nacht war wohl ruhig aber dafür der Schlaf umso unruhiger. Naja kann ja nur besser werden.