Kâmpŭchéa 2014

Tag 14 in Angkor

Angkor

 

3 Tage Erholung in Mũi Né waren bald vorbei, und damit ein Länderwechsel von Việt Nam nach Kâmpŭchéa. Es folgte ein voller Reisetag, zurück mit dem Bus nach Sài Gòn dann weiter mit dem Flugzeug nach Siĕmréab (Siem Reap) in Kambodscha. Dort wurden wir vom kambodschanischen Reiseführer empfangen, der auf dem Weg zum Hotel gleich einmal einige Giftpfeile gegen Vietnam geschossen hat ;-). Man merkte sofort die »spezielle« Freundschaft zwischen Vietnam und Kambodscha, die natürlich historisch bedingt ist.

Am nächsten Tag ging es dann los mit dem Highlight unserer Vietnam-Kambodscha-Rundereise: die Besichtigung der riesiegen Tempelanlagen von Angkor. In Reiseführern sind dafür mehrere Tage empfohlen, wir durften die 3 bekanntesten Tempel an einem Tag besuchen. Die einzelnen Tempelanlagen wurden als Städte (Khmer: Angkor) gebaut, die auch Tempel beinhalteten. Während der Hochblüte der Khmer bauten mehrere Herrscher neue Städte und Tempel. Ein Teil davon wurde auch nach dem Fall des Reiches von den Menschen aus dem Umland bewohnt. Schließlich fanden europäische Forscher diese Tempelanlagen und begannen sie zu restaurieren.

Angkor Thom

Vorbei beim berühmten Angkor Wat ging es mit dem Tuk-Tuk zuerst nach Angkor Thom. Unser Reiseführer empfahl Angkor Wat erst am späten Nachmittag zu besuchen um dort dann das Abendlicht genießen und für Fotos nützen zu können.

Angkor Thom ist »die große Hauptstadt« von König Jayavarman VII., dem fleißigsten Bauherren Angkors. Wir betraten das Areal von Angkor Thom über das südliche Stadttor. Hier gab es schon ein Gewusel an Touristen. In Autos, auf Elefanten, in Romoks (Tuk Tuks) versuchen sie durch das Stadttor zu kommen … man fühlt sich wie in einem Stau in Europa 😉

Vom Südtor weiter in das Innere des Areals kommt man gleich zum Bayon. Der Bayon ist der Tempel innerhalb der Hauptstadt Angkor Thom. Der Tempel soll den Berg Meru darstellen, nach hinduistischer und buddhistischer Vorstellung das Zentrum des Universums.

Am beeindruckendsten sind die über 200 Gesichtern, die in allen 4 Himmelsrichtungen auf jeden der 54 Türme blicken. Der zentrale Turm des Bayon hat als einziger 8 Gesichter. Unter diesem zentralen Turm sitzt ein Buddha, vor dem die Gläubigen nach wie vor opfern. Man gelangt zum ihm, durch eine Vielzahl von zum Teil dunklen Gängen.

Die unteren beiden Galerien sind an der Außen- und der Innenmauer mit Flachreliefs bedeckt. Während die Reliefs an der Außenseite hauptsächlich Szenen aus dem täglichen Leben (Geburten, Hahnenkämpfe, aber auch Kriegsszenen von den Auseinandersetzungen der Khmer mit den Cham), sieht man auf der Innenseite Bilder zu hinduistischen Mythologie.

Nach dem Bayon geht es weiter auf den großen Hauptplatz. Flankiert ist der Hauptplatz auf der einen Seite von der großen Elefantenterrasse, von dort hatte der König einen guten Blick über Paraden oder Spiele, dahinter liegt der Königliche Palast.

Der Baphuon, ein monumentaler Tempelberg, musste bei seiner Restaurierung durch die französischen »Entdecker« komplett neu aufgebaut werden, da er auf Grund von Baumängel schon bald nach dem Bau zusammenstürzte. Der Boden gab schlicht und einfach nach …

Daneben befindet sich der Himmlische Palast, auch Phimeanakas genannt. Große Wasserbecken befinden sich in seinem Garten. Es stellte sich heraus, dass es sich um Bäder handelt.

Ta Prohm

Ta Prohm - Alter Brahma - ist ausnahmsweise keine Nachbildung des Berges Meru, sondern ein Kloster. Nach der Entdeckung dieses Klosters wurde beschlossen es im gleichen Zustand zu belassen, wie zum Zeitpunkt der Entdeckung. Zu bestaunen ist daher die Macht der Natur über die Baukunst der Menschen. Kapokbäume oder Würgefeigen bilden das Grundgerüst der natürlichen Macht, die ohne weiteres Zutun der Menschen, die Überhand gewinnen würde.

Vom Kloster bleibt genug über, um einige Gänge noch begehen zu können. Früher bewohnten mehrere Tausend Menschen dieses Kloster

In moderner Zeit wurde Ta Prohm bekannt durch den Film Lara Croft: Tomb Raider. Das Kloster war Kulisse für einen Teil des Films.

Angkor Wat

Die Tempelanlage Angkor Wat ist wohl die beeindruckendste aller Tempelanlagen. Es ist die größte Tempelanlage der Erde! Errichter der Tempel war König Suryavarman II. Es dürfte letztendlich auch sein Grabmahl geworden sein.

Die Tempelanlage ist umgeben von einem 150m breiten Wassergraben. Innerhalb der Anlage lebten bis zu 20.000 Einwohner zwischen den steinernen Bauwerken. Auch hier (wie in anderen Tempelanlagen in Angkor) handelt es sich um eine exakte Nachbildung des Universums im hinduistischen Sinne: das Urmeer (Wassergraben), die Gebirge (die Galerien) und schließlich der Sitz der Götter (die Türme des Tempels).

Der Bau dauerte 37 Jahre und wurde vor allem mit Hilfe von Elefanten umgesetzt.

Wir überqueren den Wassergraben über eine Sandsteinbrücke. Ein Teil der Brücke ist noch nicht restauriert. Man kann sich hier gut vorstellen, wie es früher ausgesehen hat.

Nachdem man das Eingangsportal nach dem Wassergraben durchschritten hat, links und rechts ist es flankiert mit einem Tor für die Elefanten, kommt man in den Tempelbezirk. Ein Art Damm führt erhöht ca. 350 Meter bis zur Ehrenterasse und zum ersten Gebäude, an dem sich an den Außenwänden Flachreliefs erstrecken. Über den Eingang kommt man in die erste Ebene. Dort befinden sich die Heiligen Bäder. Ein Bereich in dem man sich im Schatten etwas erholen kann.

Über die Galerie mit den Heiligen Bädern führt eine Treppe zur zweiten (inneren) Ebene. Dort angekommen steht man vor dem eigentlichen Tempel mit den 5 Türmen. Steile Stufen führen auf den Tempel und damit in die dritte Ebene.

Über eine der Stufen ist eine «touristengenehme» Holztreppe gebaut, sodass der Aufstieg auf für weniger fitte Menschen möglich ist. Früher durften nur der König und der höchste Priester den mittleren Turm betreten … jetzt ist dies für alle möglich!

Tatsächlich war die Entscheidung, Angkor Wat erst am späten Nachmittag zu besuchen, eine gute. Das Licht der Abendsonne, dass den vorderen Teil der Tempelanlage beleuchtet ist einfach wunderschön.

Klar ist, dass ein Tag genug für den Pauschaltouristen ist. Man sieht die 3 wichtigsten und bekanntesten Tempelanlagen. Wenn man sich die Größe von Angkor vor Augen hält, dann werden wohl eher 5 Tage für einen interessierten Touristen gerecht. Als Historiker oder Archäologe verbringt man sicher gerne Wochen und Monate in dieser Gegend.

Die 5 Tage wären mir wohl lieber gewesen, hätte ich mich vor der Reise besser informiert. Geändert hätte es am Ablauf leider nichts 😉